Konfliktmanagement
Warum Konflikte was Gutes sind und wie Du für Dein Unternehmen das Beste aus einem Konflikt machst
Immer wieder sehe ich große Augen und erschrockene Gesichter, wenn die Sprache auf Konflikte kommt. Geht es Dir auch so? Kaum geht es um Konflikte, sinkt die Stimmung, denn die meisten Menschen verbinden mit Konflikten schlechte Gefühle. Aber muss das wirklich so sein? Was ein Konflikt auch sein kann, wie gutes Konfliktmanagement aussehen kann, wie Du als Führungskraft mit Konflikten leichter umgehst und wie Du aus der anfangs unangenehmen Situation für Dich und Dein Team einen Turbo machst, darum geht es hier und jetzt. (Und ich bin gespannt, wie Du hinterher über Konflikte denkst…)
Das Wort Konflikt leitet sich aus dem lateinischen Wort confligere ab, was einerseits kämpfen, andererseits auch vereinigen heißt. In einem Konflikt treffen zwei Meinungen, Sichtweisen, Bedürfnisse etc. zusammen und sind auf den ersten Blick scheinbar unvereinbar. Nachdem auf unserer Welt kein Mensch dem anderen zu 100% gleicht ist es nur natürlich, dass immer wieder auch unterschiedliche Haltungen aufeinandertreffen. Der Konflikt ist also der Normalfall, nicht die Besonderheit! Das zu sehen, nimmt vielleicht schon eine erste Schärfe aus der Situation und ist meiner Erfahrung in der Konfliktberatung nach schon die erste (und vielleicht wichtigste) Konfliktmanagement Lösungsstrategie.
Auch da mag ich Dich gerne einladen auf eine etwas andere Sichtweise: Ein Konflikt wird um so heißer, je mehr Leidenschaft für die Sache jede der Konfliktparteien mitbringt. Das kennst Du bestimmt auch. Wenn Dir was egal ist oder Du “gleich-gültig” (was nichts anderes heißt, als dass für Dich alle Lösungen gleichermaßen gültig sind), investierst Du weniger Energie als wenn Dir ein Thema sehr wichtig und am Herzen liegt. Damit ist jeder intensive oder eskalierende Konflikt erst einmal ein Zeichen dafür, dass erstens das Thema den Beteiligten nicht egal ist und zweitens, dass hier Menschen mit Leidenschaft am Werk sind. Das sind doch wunderbare Voraussetzungen für ein gutes Team, oder? Und damit für gutes Konfliktmanagement im Team… 🙂
Nun geht es in einem nächsten Schritt im Konfliktmanagement darum, diese Energien in die richtigen Bahnen zu lenken, das Team offen für Lösungen und damit das Potenzial des Konflikts für Euch nutzbar zu machen. Bevor wir darauf schauen eine kleine Frage: Was wünschen sich Mitarbeiter von ihren Führungskräften? Anerkennung für die Leistung und Wertschätzung für’s Menschsein. Auf die Konfliktsituation übertragen heißt das, dass es für Dich als Führungskraft darum geht, den Konfliktparteien Deine Aufmerksamkeit zu schenken (im wahrsten Sinn des Wortes), jedem zuzuhören und eine gemeinsame Basis für Verständigung und Konfliktmanagement im Team zu schaffen. Das kannst Du als Führungskraft meist gut leisten bis zu dem Punkt, an dem Du oder Deine Mitarbeiter zu sehr persönlich betroffen oder berührt seid.
Dann ist es sinnvoll, dass Du für Dein Team oder Dein Projekt externe Unterstützung zur Konfliktbewältigung holst. Ein Externer kann Dinge aussprechen, die jemand aus dem System so nie sagen würde oder gar dürfte. (Damit wirkt ein Externer oft sogar als Katalysator für Konfliktmanagement im Unternehmen.) Deine Verantwortung als Führungskraft in Konfliktsituationen ist, für eine Lösung zu sorgen. Du musst es nicht zwangsläufig selbst tun, Du wirst Deiner Aufgabe auch dann vollkommen gerecht, wenn Du Dir und dem Team externe Hilfe zugestehst und holst. Das ist eine völlig legitime Konfliktmanagement Lösungsstrategie.
Je scheinbar unvereinbarer die Positionen im Konflikt sind, desto größer ist das Potenzial dahinter. Verstehen macht Verständnis – und Verständnis füreinander stärkt die Beziehungsebene, die wiederum die Basis für gute Leistungen ist. In der Konfliktklärung geht es darum, gegenseitig die Haltungen und Themen rund um den Konflikt zu verstehen und damit das Verständnis füreinander zu schaffen bzw zu stärken. Ein alter und sehr wahrer Spruch aus der Gruppendynamik lautet “Durchstandene Krisen stärken die Beziehung”. Wenn also Dein Team diesen Konflikt, ob als aktiver Part oder als Zuschauer, gemeinsam gemeistert hat, ist eine neue Basis des Miteinanders geschaffen. Ihr seid quasi “in einem Update” unterwegs. Das sollte immer das Ziel positiver Konfliktberatung sein.
Du möchtest mehr zu diesem Thema erfahren? Ich berate Dich gerne!
Stellvertretend für viele Konfliktmanagement-Methoden möchte ich zwei besonders herausgreifen: Weit verbreitet ist die Mediation, in der es darum geht, die Anliegen der Konfliktparteien deutlich zu machen und so zu besseren und vor allem tragfähigeren Lösungen zu kommen. Mir ist immer noch die Geschichte von der Orange aus meiner Ausbildung im Sinn, die so herrlich bildreich Mediation verdeutlicht: Es war einmal ein weiser Mann, der gerufen wurde, einen Konflikt zu beenden, um den der heftigste Streit tobte.
„Mir gehört die Orange, so die Andere. Ich wollte mir mit den Schalen einen Orangenkuchen zubereiten, den ich schon lange backen wollte“. Der Weise überlegte kurz, nahm dann ein Messer zur Hand und trennte behutsam die Schale vom Fruchtfleisch. Das Fruchtfleisch reichte er sodann dem Einen, die Schalen aber gab er der Anderen. Welche Freude zeichnete sich in ihren Gesichtern ab, beide waren es zufrieden, hatte doch ein jeder alles bekommen, was er wollte, nicht nur die Hälfte! Wie einfach können Lösungen sein, wenn die Anliegen sichtbar werden dürfen!
Eine andere Methode ist die Klärungshilfe, die hauptsächlich dort eingesetzt wird, wo die Beteiligten hinterher weiter miteinander leben bzw. arbeiten müssen oder sollen. Sie geht aus meiner Sicht noch tiefer, denn alle Beteiligten sind bei den Gesprächen dabei und erleben die Klärung so hautnah mit wie sie tagtäglich den Konflikt miterleben. Der Prozess an sich schon stärkt das Team, es ist ein gemeinsames und teilweise tiefes Erlebnis, bei dem auch schwierige Gefühle thematisiert werden. Entscheidet sich eine Führungskraft oder ein Team für die Konfliktklärung als Konfliktmanagement Methode, ist die Teilnahme für das ganze Team verpflichtend und geht von der Führungskraft aus. Aus meiner Erfahrung ist die Klärungshilfe nicht nur ein Verfahren, um gleich mehrere Teamkonflikte auf einmal zu klären, sie wirkt als positive Konfliktberatung auch noch wie ein Teambuilding und stärkt den Zusammenhalt.
Vereinfachend kann man sagen, dass die Mediation ein guter Weg für tragfähige sachliche Lösungen ist und die Klärungshilfe dort hilfreich ist, wo auch gestörte Beziehungen im Team wieder “geheilt” werden sollten. Was passt denn bei Euch besser?