Ich bin nicht Deine Mama!
Warum Du Dich als Chef oder Führungskraft von den Projektionen Deiner Mitarbeiter und Kollegen befreien solltest.
Als Führungskraft wünschst Du Dir ein Arbeiten mit Deinen Teamkollegen auf Augenhöhe, aber stattdessen fragst Du Dich (oder die Kollegen) immer öfter:
- „Muss ich mich denn um alles selbst kümmern?“
- „Warum bleibt immer alles an mir hängen?“
- „Für was bin ich eigentlich noch verantwortlich?“
Manchmal klingst Du schon wie Deine eigene Mutter oder Dein Vater? Und es kommt Dir vor, als ob Dir ein Kindergarten zur Führung anvertraut wurde und nicht erwachsene Mitarbeiter. Irgendwie siehst Du Dich in die Rolle von Mutter oder Vater gedrängt.
In der Rolle als Führungskraft fühlst Dich nicht wirklich ernst genommen und auch die Zielerreichung gestaltet sich zäh. Dein Arbeitspensum nimmt täglich zu, während sich der Spaß schon längst verflüchtigt hat?
Wie kommt es eigentlich, dass Deine Teamkollegen mit Vorliebe gerade ihre negativen Erfahrungen mit einem oder beiden ihrer Elternteile auf Dich projizieren?
Und was kann passieren, wenn Du Dich nicht von diesen Projektionen befreist?
Projektionen – ein Drama mit vielen Ursachen
Jeder Mensch sieht sich selbst in einer anderen Rolle in der Welt.
Jeder Mensch „erzählt“ sich eine andere Geschichte über die Welt und seine Mitmenschen. Dabei spielen natürlich auch Beeinflussungen oder Prägungen eine Rolle, denen sich nicht jeder bewusst ist.
Das Denken funktioniert in Mustern. Jede Begegnung und Situation im Leben ordnet jeder Mensch seinem individuellen Muster zu – und antwortet gemäß seines Welt- und Menschenbildes. Daraus entstehen dann die BeWERTUNGen.
Somit kann es passieren, dass die Begegnung mit dem Chef oder das Zusammenarbeiten mit einer Führungskraft in ein Muster fällt, für das der Chef oder die Führungskraft zunächst einmal nichts kann.
Was Chefs oder Führungskräfte jedoch tun können ist, ihren Mustern und Bewertungen auf die Spur zu kommen, um sich selbst in bestimmten Situationen oder Begegnungen bewusster reflektieren und Spannungen herausnehmen zu können.
Erfahre im nächsten Teil mehr über die weiteren Ursachen für das Projektionsdilemma und in Teil 3, wie Du sie aufspürst und beseitigst – jetzt den Newsletter abonnieren.
Eine der Hauptursachen für das Projektionsdilemma: Eine unvollendete Pubertät
Woran erkennst Du bei Dir oder anderen, dass die Pubertät nie wirklich abgeschlossen wurde bzw. werden konnte?
Kennzeichen für unvollendete Pubertät sind u.a. Denk- und Handlungsmuster aus dem Kind-Ich oder Eltern-Ich heraus.
Denk- und Handlungsmuster des KIND-Ich (unreflektiertes Gefühls-Ich)
trotzig, albern, emotional-verspielt…
Erinnert Dich das Verhalten Deiner Mitarbeiter oder Kollegen eher an einen pubertierenden Teenager?
Ist er oder sie trotzig, naiv oder auch unsicher? Dann bewegt er sich mit großer Wahrscheinlichkeit in dem Bereich des Kind-Ichs.
Denk- und Handlungsmuster des Eltern-Ich (Du Vorwurf)
korrigieren, zurechtweisen, bevormunden…
Egal in welchem Alter, trägt jeder die Muster seiner Eltern in sich. Bleiben diese Muster unbewusst und unreflektiert, spielen sie sich gerade in Stress-Situationen in den Vordergrund. Dann wird – je nach Präferenz – korrigiert, zurechtgewiesen, bevormundet oder bemuttert.
Und das unabhängig, ob Du Führungskraft oder Mitarbeiter bist. So entstehen manchmal kuriose Situationen, z.B. wenn der Chef ins Kind-Ich rutscht und die Mitarbeiterin ins bemutternde Eltern-Ich.
Was ist der Grund für die unvollendete Pubertät?
Der entscheidende Grund, dass Menschen den Sprung in das Erwachsenen-Ich noch nicht geschafft haben, liegt an der fehlenden Initialisierung innerhalb der Familie.
In den modernen Familienformen ist das Bewusstsein für die Wirkung und Wichtigkeit von Riten in Vergessenheit geraten. Dazu gehört auch die „Markierung“ des Übergangs vom Kind zum Erwachsenen, z.B. durch eine familiäre Feier des Schulabschlusses.
Im Rahmen einer solcher Initiierung war es früher üblich, dass die Eltern – meistens jedoch der Vater – durch Worte und Gesten das Bestehen des Schulabschlusses würdigten und damit die (mentalen) Weichen Richtung Augenhöhe mit den Erwachsenen gestellt haben.
Wie lässt sich – auch im Erwachsenenalter die Pubertät abschließen?
Mit Hilfe eines versierten Coaches lässt sich der Abschluss der Pubertät systemisch vollziehen.
Sobald Du schon allein für Dich selbst das Thema klar hast, wird sich in Deinem beruflichen Umfeld – und vielleicht auch im privaten – einiges zum Besseren bewenden.
Das Ergebnis:
Ankommen im Erwachsenen-Ich
sachlich, respektvoll, konstruktiv, rational und dabei empathisch… – das Erwachsenen-Ich.
Dieses Erwachsenen-Ich ist die Basis für eine objektive, wohlüberlegte und respektvolle Kommunikation, wie man sie von einem reifen Erwachsenen erwartet.
Natürlich klingt das viel zu einfach für dieses überdurchschnittlich frustrierende und kräftezehrende Problem, dem sich vermutlich die Mehrheit der Führungskräfte ausgesetzt fühlen. Und tatsächlich ist das nur ein Schritt von mehreren, jedoch sicherlich einer der entscheidenden.
Wenn die Führungskraft für sich selbst bewusst im Erwachsenen-Ich angekommen ist, verändert sich für die anderen wahrnehmbar die Haltung. Möglicherweise reduziert das schon den „Spaßfaktor“ der Kollegen am Vater-Mutter-Kind-Spiel mit Dir…
Das kann der wunderbare Beginn eines Arbeiten auf Augenhöhe sein. Wohlgemerkt: der Beginn! Was Du sonst noch tun kannst, erfährst Du im nächsten Teil dieser kleinen Serie.
Erfahre im nächsten Teil mehr über die weiteren Ursachen für das Projektionsdilemma und in Teil 3, wie Du sie aufspürst und beseitigst – jetzt den Newsletter abonnieren.
Zurück also zur Ausgangsfrage:
Warum es ist so wichtig, dass Du Dir die unbewussten Projektionen bewusst zu machen?
Oder: Was passiert, wenn Du alles einfach so weiterlaufen lässt?
Du läufst Gefahr entweder ausgespielt zu werden, mit Volldampf in den Burnout zu rauschen oder schleichend an Wirkung und Ansehen zu verlieren. Oder sogar alles zusammen!
Außerdem wird die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Abteilung oder des gesamten Unternehmens blockiert.
Also beobachte Dich und andere in der nächsten Zeit, wann wer in welche Rolle rutscht und damit die Augenhöhe verlässt. Dann weißt Du, wo Du gezielt ansetzen kannst.
Foto: Shutterstock © Olgabo